Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand by Jonas Jonasson
Autor:Jonas Jonasson
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: C Bertelsmann
veröffentlicht: 2011-02-07T23:00:00+00:00
15. KAPITEL
Montag, 9. Mai 2005
»Hier hast du drei Millionen Kronen, Bruderherz. Bei der Gelegenheit möchte ich mich auch gleich noch mal dafür entschuldigen, wie ich mich in der Erbsache von Onkel Frasse verhalten habe.«
Benny kam sofort zum Thema, als er Bosse zum ersten Mal nach dreißig Jahren wiedersah. Er überreichte ihm die Tüte mit dem Geld, noch bevor sich die beiden die Hand gegeben hatten. Und während sein Bruder immer noch nach Luft schnappte, fuhr er mit ernster Stimme fort:
»Zwei Dinge musst du wissen: Erstens brauchen wir wirklich deine Hilfe, denn wir haben ganz schön was angestellt. Zweitens ist das Geld, das ich dir gerade gegeben habe, deins, und du hast es verdient. Wenn du uns wegschicken willst, dann darfst du das tun, das Geld bleibt auf jeden Fall deins.«
Die Brüder standen im Schein des einzigen noch funktionstüchtigen Scheinwerfers des gelben Busses, direkt vor dem Eingang zu Bosses kleinem Anwesen Klockaregård in der Ebene von Västergötland, knapp zehn Kilometer südwestlich von Falköping. Bosse sammelte seine Gedanken, so gut es ging, und meinte dann, er habe da ein paar Fragen, und ob er die wohl stellen dürfe. Anhand ihrer Antworten versprach er zu entscheiden, wie er es mit seiner Gastfreundschaft halten würde. Benny nickte und versicherte, er würde seinem großen Bruder all seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten.
»Dann fangen wir mal an«, sagte Bosse. »Ist das Geld, das du mir gerade gegeben hast, sauber?«
»Nicht im Geringsten«, erwiderte Benny.
»Ist die Polizei hinter euch her?«
»Vermutlich sowohl die Polizei als auch die Diebe«, erwiderte Benny. »Aber vor allem die Diebe.«
»Was ist mit dem Bus hier passiert? Der ist ja total beschädigt.«
»Mit dem haben wir in voller Fahrt einen Dieb gerammt.«
»Ist er gestorben?«
»Nein, leider nicht. Der liegt im Bus mit einer Gehirnerschütterung, gebrochenen Rippen, gebrochenem rechtem Arm und einer beträchtlichen offenen Wunde am rechten Oberschenkel. Sein Zustand ist zwar ernst, aber stabil, wie man immer so schön sagt.«
»Ihr habt ihn mitgebracht?«
»Ja, sieht leider ganz so aus.«
»Was muss ich sonst noch wissen?«
»Tja, vielleicht, dass wir unterwegs noch ein paar andere Diebe umgelegt haben, die Komplizen von dem Halbtoten im Bus. Die wollten alle unbedingt die fünfzig Millionen zurückhaben, die uns in die Hände gefallen sind.«
»Fünfzig Millionen?«
»Fünfzig Millionen. Abzüglich diverser Unkosten. Unter anderem für den Bus hier.«
»Warum fahrt ihr denn überhaupt in einem Bus rum?«
»Wir haben da hinten noch einen Elefanten drin.«
»Einen Elefanten?«
»Sonja heißt sie.«
»Einen Elefanten?«
»Einen asiatischen.«
»Einen Elefanten?«
»Einen Elefanten.«
Bosse schwieg einen Moment. Dann sagte er:
»Ist der Elefant auch gestohlen?«
»Nja nee, das kann man so nicht sagen.«
Bosse schwieg abermals. Dann sagte er:
»Zum Abendbrot gibt’s Grillhähnchen mit Backkartoffeln. Ist das recht?«
»Aber natürlich«, erwiderte Benny.
»Gibt’s auch was zu trinken dazu?«, tönte eine Greisenstimme aus dem Bus.
* * * *
Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Leiche in ihrem Autowrack doch noch lebte, befahl Benny Julius, sofort den Verbandskasten zu holen, der hinter dem Fahrersitz im Bus lag. Benny meinte, er wisse durchaus, dass er der Gruppe dadurch neue Schwierigkeiten verursache, aber in seiner Eigenschaft als Beinahe-Arzt habe er auch seine Beinahe-ärztliche-Ethik zu berücksichtigen. Daher sei es ausgeschlossen, den Toten hier einfach verbluten zu lassen.
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